Kommentar
Hintergrund
Basisdiagnostik für das Langzeitmanagement:
Körperliche Untersuchung mit Bestimmung von:
- BMI
- Taillenumfang
- Blutdruck
Laborchemische Untersuchung:
- ALT, AST, γGT, Bilirubin, AP
- Blutbild
- Lipidstatus (Triglyceride, Cholesterin, HDL-, LDL-Cholesterin)
- Nüchternblutzucker, HbA1c
Bei Patienten mit inzidenteller NAFLD ohne fortgeschrittene Fibrose und ohne typische Begleiterkrankungen können diese Untersuchungen alle 2-3 Jahre stattfinden, z.B. im Rahmen der regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen (Check up) alle 36 Monate. Bei Patienten mit fortgeschrittener Fibrose und/oder NASH sollten die Basisuntersuchungen in jährlichen Abständen durchgeführt werden.
Zwei großangelegte Metaanalysen der letzten Jahre haben eindrücklich die erhöhte Inzidenz lebereigener und kardiovaskulärer Endpunkte bei Patienten mit NAFLD bei steigendem Fibrosestadium gezeigt [Dulai, P. S. et al. 2017], [Taylor, R. S. et al. 2020]. In der kürzlich veröffentlichten Metaanalyse von Taylor et al. lag das nicht adjustierte relative Risiko für die Gesamtsterblichkeit in Abhängigkeit des Fibrosestadiums zwischen 1,12 (95% CI 0,91–1,38 für F0 vs F1) und 3,42 (95% CI 2,63-4,46 für F0 vs F4) [Taylor, R. S. et al. 2020]. Ursächlich für die Gesamtmortalität sind insbesondere die kardiovaskulären Erkrankungen wie Myokardinfarkt und Schlaganfall zu nennen. In einer retrospektiven Kohortenstudie aus der German Disease Analyzer Database (IQVIA) wurden Daten von 22.048 Patienten mit NAFLD aus 1.262 Hausarztpraxen ab einem Indexdatum in den Jahren 2000-2015 mit einer Kontrollgruppe ohne NAFLD verglichen. Das Risiko für neu aufgetretene kardiovaskuläre Erkrankungen wurde zwischen den zwei Gruppen, die bzgl. der Erkrankungshäufigkeit von u.a. arterieller Hypertonie und Diabetes mellitus adjustiert waren, verglichen. Die Hazard Ratio (HR) lag bei 1,34 (95% CI 1,10–1,63) für das Auftreten von Myokardinfarkten, bei 1,35 (95% CI 1,25–1,45) für eine KHK, bei 1,15 (95% CI 1,04–1,26) für Vorhofflimmern sowie bei 1,09 (95% CI 0,95–1,24) für Schlaganfall (n.s.) [Labenz, C. et al. 2020].
Weiterhin konnten aktuelle Studien die höhere Inzidenz von Tumorerkrankungen bei Patienten mit NAFLD gegenüber denen ohne NAFLD zeigen [Allen, A. M. et al. 2019]. Eine US-amerikanische Studie konnte anhand von 4.722 Patienten mit NAFLD über eine durchschnittliche Nachverfolgung von 8 Jahren eine Verdopplung der Anzahl von neu aufgetretenen Tumorerkrankungen, insbesondere gastrointestinale Tumoren, nachweisen. In einer Analyse der retrospektiven Kohortenstudie der German Disease Analyzer Database (IQVIA, s.o.) waren Tumore des Urogenitalsystems bei Männern mit einer HR von 1,26; Tumore der Haut (unabhängig von Geschlecht) mit einer HR von 1,20 sowie das Mammakarzinom der Frau mit einer HR von 1,22 erhöht im Vergleich zu Patienten ohne NAFLD [Huber, Y. et al. 2020].
Bei Patienten mit NASH und/oder Fibrose sollten im Langzeitmanagement jährliche Verlaufskontrollen inklusive der Basisuntersuchungen (s.o.) durchgeführt werden. Es sollte darüber hinaus sichergestellt werden, dass neben präventiven Maßnahmen und Interventionen (siehe Abschnitt Therapie) fachspezifische Einschätzungen des individuellen Risikoprofils (z.B. anhand der S3-Leitlinie „Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention“; ESC Pocket Guidelines der European Society of Cardiology /Deutsche Gesellschaft für Kardiologie) erfolgen. Weiterhin sollte für die Teilnahme am gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland bei den Patienten geworben werden (z.B. Informationen zur Krebsfrüherkennung des Gemeinsamen Bundesausschuss).