Erläuterungen

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Hintergrund
Das Risiko, eine HCV-Infektion nach Stichverletzung mit HCV- kontaminierten Nadeln zu entwickeln, ist im Durchschnitt kleiner als 1 % und beträgt beieuropäischen Patienten ca. 0,4 % (II) [Kubitschke, A et al. 2007], [Frijstein, G et al. 2011]. Einzelne Studien beschreiben aber auch ein Risiko von über 2 %, wie z. B. in einer Umfrage bei Personen, die imGesundheitswesen im Vereinigten Königreich arbeiteten (IV) [Tomkins, SE et al. 2012]. Das Ausmaß des Risikos für eine HCV-Infektion hängt unter anderem von der Viruslastdes Indexpatienten, der Schwere der Verletzung, der Zeit zwischen Nadel-Indexpatientenkontakt und Verletzung des Mitarbeiters und der Menge der übertragenen infektiösen Flüssigkeit ab (II) [Kubitschke, A et al. 2007], [Tomkins, SE et al. 2012], [Sulkowski, MS et al. 2002], [Yazdanpanah, Y et al. 2005]. Frühe Modellierungen schätzten das jährliche Risiko für einen Chirurgen eine HCV-Infektion zu erleiden auf nur 0,001 – 0,032 % pro Jahr in einem Krankenhaus mit einer Anti-HCV-Prävalenz der Patienten von 1,4 % [Thorburn, D et al. 2003].

HCV-RNA kann häufig schon nach 3 – 7 Tagen nach der Infektion im Blut des Betroffenen nachgewiesen werden (IIb) [Mosley, JW et al. 2005]. Da in Einzelfällenfluktuierende HCV-RNA-Verläufe im Verlauf einer akuten Hepatitis C beschrieben worden sind (IIb) [Gerlach, JT et al. 2003], [Mosley, JW et al. 2008], kann bei initial negativer HCV-RNA-Testung bei hohem Risiko für eine HCV-Infektion eine zweite Testung auf HCV-RNA nach 6 – 8 Wochen erfolgen. Ein engmaschigeres Monitoring von HCV-RNA und ALT kann in Einzelfällen sinnvoll sein. Der Zeitpunkt der Serokonversion zu Anti-HCV ist sehr variabel und tritt nach 4 – 24 Wochen auf [Mosley, JW et al. 2005].

Im Gegensatz zu Nadelstichverletzungen mit dem Hepatitis-B- und/oder HI-Virus, bei denen sofort (bzw. bei der HBV-Infektion nur bei niedrigem oder nicht vorhandenem Impfschutz) eine Postexpositionsprophylaxe verabreicht wird, hat eine Postexposi- tionsprophylaxe mit Interferonen bei Verletzungen mit HCV-kontaminierten Nadeln mit Interferon alfa keinen Nutzen (III) [Chung, H et al. 2003], [Nukaya, H et al. 2007], [Corey, KE et al. 2009]. Für den postexpositionellen Einsatz von Hyperimmunglobulinen gibt es ebenso wenig eine Evidenz wie für den Einsatz neuer direkt antiviraler Substanzen gegen Hepatitis C.

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