Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz entsprechend einer GFR < 30ml/min bzw. mit Dialysepflichtigkeit kann es zu einer Akkumulation nukleotidischer Polymerase-Inhibitoren wie Sofosbuvir und seiner Metabolite aufgrund des primären renalen Eliminationswegs kommen [Gane EJ, Robson RA, Bonacini M et al. 2014]. Für die beiden verfügbaren Kombinationsregime aus Protease- und NS5A-Inhibitoren mit primär hepatischer Metabolisierung liegen jeweils Studiendaten zur Behandlung von Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30ml/min) und Dialyse über 12 Wochen vor. Dabei wurden jeweils hohe SVR-Raten mit 98 % über alle HCV-Genotypen für Glecaprevir plus Pibrentasvir und 99 % bei Patienten mit einer HCV-Genotyp-1-Infektion für Grazoprevir plus Elbasvir bei sehr guter Verträglichkeit beobachtet [Gane, E et al. 2017], [Roth, D et al. 2015].
Daher wird sowohl für Glecaprevir plus Pibrentasvir als auch für Grazoprevir und Elbasvir eine Behandlung von Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz äquivalent zu Patienten ohne Niereninsuffizienz empfohlen (Ib).
Die zusätzliche Gabe von Ribavirin wäre lediglich bei Patienten mit einer HCV-Genotyp-1a-Infektion und dem Einsatz von Grazoprevir/ Elbasvir erforderlich. Aufgrund der alternativen Therapieoption mit Glecaprevir/Pibrentasvir sollte die Gabe von Ribavirin grundsätzlich vermieden werden. Bei einem Einsatz im Einzelfall ist eine Dosisanpassung nach glomerulärer Filtrationsrate (GFR) bzw. nach Wirkspiegel/Anämie notwendig.
Die Gabe von sofosbuvirbasierten Therapieregimen ist aufgrund einer möglichen Akkumulation und Toxizität bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz nicht zugelassen [Gane EJ, Robson RA, Bonacini M et al. 2014]. Aus mehreren Anwendungsbeobachtungen und auch prospektiven Studien (Velpatasvir/Sofosbuvir, Ledipasvir/Sofosbuvir) werden jedoch Daten zum Einsatz von sofosbuvirbasierten Therapien ohne schwere Nebenwirkungen berichtet [Borgia, SM et al. 2019], [Desnoyer, A et al. 2016], [Saxena, V et al. 2016], [Singh, T et al. 2016], [Lawitz, E et al. 2020]. Bei Patienten mit einer Kombination z. B. aus dekompensierter Zirrhose und fortgeschrittener Niereninsuffzienz kann daher ein Einsatz von sofosbuvirbasierten Regimen ohne Protease-Inhibitor sinnvoll sein.