Erläuterungen

Text

Hintergrund

Patienten mit dekompensierter HCV-Zirrhose weisen ein Risiko von mindestens 50 % auf, innerhalb von 5 Jahren an ihrer Erkrankung zu versterben [Berenguer, M et al. 2000], [Neff, GW et al. 2004], [Roayaie, S et al. 2003], während mit einer Lebertransplantation (LT) ein 5-Jahres-Überleben von 70 – 80 % erreicht wird [Forman, LM et al. 2002], [Wiesner, R et al. 2003].

Aktuell erfolgt in der Eurotransplant (ET) -Region sowie in der Schweiz (Swisstransplant) die Organallokation anhand des MELD (Modell of End stage Liver Disease) -Scores, der sich aus den Laborwerten Bilirubin, INR und Kreatinin berechnet (www.mdcalc.com/meld). Retrospektive Analysen von Patienten mit Leberzirrhose in den USA zeigen bei einem MELD-Score von 18 – 20 ein Risiko von ca. 10 – 29 %, innerhalb der nächsten 3 Monate an der Lebererkrankung zu versterben [Freeman, RB et al. 2005], [Mazzaferro, V et al. 2008], [Mazzaferro, V et al. 1996], sodass die Überlebensprognose nach Transplantation günstiger und damit eine Transplantation indiziert ist. Als minimales Listungskriterium wurde von Freeman et al. ein MELD-Score von 15 vorgeschlagen [Freeman, RB et al. 2005].

Allerdings weist der MELD-Score Limitationen auf, sodass die Anwendung des MELD-Scores zur LT-Evaluierung in der Literatur kontrovers diskutiert wurde [Cholongitas, E et al. 2006], [Bernardi, M et al. 2011]. Eine der größten Limitationen des MELD-Scores liegt darin, dass Komplikationen der portalen Hypertonie, die ganz wesentlich die Prognose der Leberzirrhose bestimmen [D'Amico, G et al. 2006], nicht abgebildet sind. Daher sollte bei Auftreten von Komplikationen auch bei einem MELD-Score von ≤ 14 die Indikation zur LT auf individueller Basis diskutiert werden. Entsprechend den derzeitigen Allokationskriterien ermöglicht bei Vorliegen eines bioptisch oder durch zwei bildgebende Verfahren gesicherten, nicht resektablen hepatozellulären Karzinoms (HCC) mit einer Größe innerhalb der sog. Mailand-Kriterien (1 Raumforderung 2 – 5 cm oder 2 oder 3 Raumforderungen je 1 – 3 cm) ohne Anhalt für extrahepatische Metastasierung oder Gefäßinvasion eine Priorisierung zur Lebertransplantation [Yao, FY et al. 2001], [Sarrazin, Christoph et al. 2015/04/24]. Für Patienten mit nicht resektablem, hepatozellulärem Karzinom mit einer Größenausdehnung außerhalb der Mailand-Kriterien stellt die Lebertransplantation ebenfalls mit 5-Jahres-Überlebensraten zwischen 60– 70% einen Überlebensvorteil gegenüber einer konservativen Therapie des HCCs dar [Decaens, T et al. 2006], [Todo, S et al. 2004], [Saab, S et al. 2005], [Berenguer, M et al. 2000]. Bei diesen Patienten ist die Transplantation ebenfalls die einzige kurative Therapieoption.

Tags
Literature
Literatur Referenzen