Erläuterungen
Hintergrund
Bei Patienten mit konkordanter chronischer Hepatitis C ist die Mortalität bei fortgeführter Dialyse höher als nach Nierentransplantation, weshalb eine Hepatitis C keine Kontraindikation gegen eine Nierentransplantation darstellt [Lenz, O et al. 2015], [Krishnan, P et al. 2015]. Dennoch sind Patienten- und Transplantatüberleben nach Nierentransplantation niedriger bei Patienten mit positivem Anti-HCV-Status im Vergleich zu Anti-HCV-negativen Patienten [Fabrizi, F et al. 2005], [Ridruejo, E et al. 2007]. Eine Interferon-freie, DAA-basierte antivirale Therapie wurde in 2 Phase-3-Studien bei Patienten mit einer HCV-Genotyp-1-Infektion untersucht (III) [Roth, D et al. 2015], [Pockros, PJ et al. 2016]. Finale Ergebnisse liegen für eine Studie vor; die SVR-Rate lag bei 115/116 (99,1 %). Deshalb sollte bei Vorliegen einer Genotyp-1-Infektion unter Berücksichtigung von Leberund Nierenfunktion sowie eventueller Medikamenteninteraktionen jedem Patienten mit geplanter Nierentransplantation eine DAA-basierte, Interferon-freie antivirale Therapie angeboten werden. Unter Therapie sollte eine engmaschige klinische und laborchemische Kontrolle erfolgen, um potenzielle Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Für Patienten mit Genotyp-2- oder 3-Infektion war bisher keine DAA-basierte, Interferon-freie antivirale Therapie zugelassen. Hier kann in Einzelfällen eine Sofosbuvirbasierte Therapie erwogen werden (III/C). [Seit kurzem steht mit der Zulassung der Kombinationstherapie aus Glecaprevir und Pibrentasvir eine pangenotypische Behandlung für Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz und Dialyse zur Verfügung.]*
Für Patienten mit geplanter oder erfolgter Lungen- oder Herztransplantation liegen keine prospektiven Daten für eine DAATherapie vor. Obwohl die Datenlage nicht einheitlich ist und das Design der zugrundeliegenden Studien nicht hinreichend geeignet ist, um die Bedeutung einer Hepatitis C für den klinischen Verlauf nach Herz- oder Lungentransplantation abschließend zu beurteilen, scheinen Mortalität und hepatische Komplikationen bei konkordanter Hepatitis C nach Herz- oder Lungentransplantation im Vergleich zu Patienten ohne konkordante Hepatitis C erhöht [Englum, BR et al. 2016], [Gasink, LB et al. 2006], [Kim, EY et al. 2011]. Deshalb sollte unter Berücksichtigung von Genotyp, Leber- und Nierenfunktion, Einschränkung durch die Grundkrankheit, Beachtung eventueller Medikamenteninteraktionen jedem Patienten mit geplanter Herz- oder Lungentransplantation eine DAA-basierte, Interferon-freie antivirale Therapie angeboten werden. Unter Therapie sollte eine engmaschige klinische und laborchemische Kontrolle erfolgen, um potenzielle Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
* Die in eckigen Klammern dargestellten Textpassagen enthalten weiterführende Hinweise und/oder Präparate, die zum Zeitpunkt der Leitlinienerstellung und Abstimmung mittels Delphi-Runden noch nicht verfügbar waren. Eine Aktualisierung der Leitlinie als Addendum zur Therapie der HCV-Infektion ist für das Jahr 2018 geplant.