Erläuterungen

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Hintergrund

Charakteristisches Risikoverhalten führt dazu, dass bei Personen mit HIV- und/oder HCV-Infektion gehäuft auch andere Infektionen wie Hepatitis A und B vorkommen, die über ähnliche Transmissionswege verbreitet werden [Jansen, K et al. 2015] . HIV-positive Patienten mit besonders hohem Transmissionsrisiko sollten nach den Empfehlungen der STIKO gegen Hepatitis A und B geimpft werden, wenn noch keine Immunität vorliegt (IIa) [RKI et al. 2015]. Es gibt Einzelimpfstoffe und eine HAV/HBV-Kombinationsvakzine [Mena, G et al. 2015]. Die Impfung gegen HBV ist weniger erfolgreich als eine HAV-Impfung (IIc) [Laurence, JC et al. 2005]. Die Erfolgsraten bewegen sich bei HIV-positiven Patienten je nach Immunstatus zwischen 17 % und 71 % (IIc) [Collier, AC et al. 1988], [Keet, IP et al. 1992], [Rey, D et al. 2000], [Tedaldi, EM et al. 2004], [Geretti, AM et al. 2008]. HIV-positive Patienten erreichen seltener ausreichend hohe, protektive Impftiter als HIV-negative Personen, und trotz Impfung kann es zur HBVInfektion kommen, wenn mit fortschreitendem Immundefekt der anti-HBs-Titer unter 10 IU/ml abfällt (IIc) [Altfeld, M et al. 1998]. HIV-Viruslast und CD4-Zellzahl bestimmen Wahrscheinlichkeit und Dauer des Impferfolgs [Overton, ET et al. 2005], [Lopes, VB et al. 2013], [O'Bryan, TA et al. 2015], [Fuster, F et al. 2016]. Doppelte Impfdosen als auch die Applikation zusätzlicher Dosen sind bei HIV-positiven Versagern auf die HBV-Impfung erfolgreich evaluiert worden (IIb) [Fonseca, MO et al. 2005], [Cornejo-Juárez, P et al. 2006], [Cruciani, M et al. 2009], [Potsch, DV et al. 2012]. Ohne gleichzeitige effektive antiretrovirale Therapie bringen zusätzliche Impfdosen keinen Nutzen (IIc) [Keet, IP et al. 1992]. Da die Gabe zusätzlicher Impfdosen nicht in allen Studien erfolgreich war [Cornejo-Juárez, P et al. 2006], wurde auch eine intradermale Vakzinierung vorgeschlagen (IIb) [Whitaker, JA et al. 2012]. In einer randomisierten Studie mit 457 Patienten waren vier intradermale Impfdosen (jeweils 4 μg) einer Standardimpfung mit 3 intramuskulären Injektionen an Effektivität überlegen (77 vs. 65 % Serokonversionsrate), brachte aber im Vergleich zu ebenfalls vier intramuskulären Injektionen mit doppelter Dosierung (40 μg) keinen Vorteil mehr [Launay, O et al. 2011]. Bei einer randomisierten Vergleichsstudie an Kindern unterschieden sich nach 3 Injektionen die Erfolgsraten zwischen intradermaler und intramuskulärer Vakzinierung nicht (90,2 % intradermal vs. 92,3 % intradermal) [Bunupuradah, T et al. 2011]. Eine neue rekombinante Prä-S1/Prä-S2/ S-Vakzine ist auch bei Impfversagern hoch immunogen und führt zu einer rascheren Impfantwort mit höheren Serokonversionsraten als die konventionellen HBV-Impfstoffe, die nur rekombinantes HBV-S-Antigen enthalten (I) [Shouval, D et al. 2015]. Die Effizienz dieser neuen HBVVakzine wird derzeit auch bei HIV-Patienten untersucht. Bedingt durch virale Interferenz können HCV-positive Patienten – auch ohne HIV-Infektion – isoliert nur anti-HBc positiv sein. Die betroffenen Patienten sind niedrig virämischmit HBV infiziert (IIb). Eine Multizenter-Studie konnte zeigen, dass sich mit einem individuell adaptierten Impfdesign bei einer nennenswerten Zahl von Probanden HBs-Antikörper mit Titern > 10 mIU/ml induzieren ließen (I) [Piroth, L et al. 2016].

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