Erläuterungen

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Hintergrund

Obwohl keine verbindlichen Empfehlungen bezüglich Therapiedauer, Dosierung, HBV- und HCV-Genotypen bzw. Viruslasten und HBeAg-Status aus kontrollierten Studien existieren, wurde bei HBV/HCV-Ko-Infektion bisher eine Interferon-basierte Therapie empfohlen (IIIb) [Sarrazin, C et al. 2010]. Diese ist gleichzeitig gegen HBV und HCV wirksam. Aber in Analogie zu den guten Ergebnissen bei HIV-Ko-Infektion wird heute auch bei HBV-HCV-Ko-Infektion eine Interferon-freie Therapie mit direkt antiviralen Substanzen empfohlen (IIIB), ohne dass bisher systematische Daten für diese Konstellation publiziert wurden. Bereits in einer Pilotstudie zur Interferon-Ribavirin-Kombinationstherapie kam es bei 4 der 19 Patienten, bei denen initial keine HBV-DNA im Serum nachweisbar war, nach erfolgreicher HCV-Therapie zu einem Anstieg der HBV-DNA [Potthoff, A et al. 2008]. Eine HBV-Reaktivierung ist bei HBV-HCV-Ko-Infektion auch in anderem klinischen Kontext nach erfolgreicher HCV-Elimination beobachtet worden (III) [Yu, ML et al. 2013], [Wahle, RC et al. 2015]. Da die HCV-wirksamen DAAs im Unterschied zu Interferon die HBV-Replikation nicht hemmen, ist bei Interferon-freier Therapie der HBV-HCV-Ko-Infektion vermehrt mit dieser Komplikation zu rechnen. Tatsächlich liegen für Sofosbuvir in Kombination mit Simeprevir erste Fallberichte vor, die von einer HBV-Reaktivierung bei isoliert anti-HBc-positiven Patienten oder auch eine HBV-Reaktivierung (IV) [Collins, JM et al. 2015] mit nachfolgender Entwicklung eines fulminanten Leberversagens berichten (IV) [Ende, AR et al. 2015]. Durch gleichzeitige Gabe von HBV-wirksamen Nukleos(t)idanaloga, die auch bei Vorliegen einer Zirrhose gut vertragen werden [Coppola, N et al. 2012], lassen sich derartige Komplikationen vermeiden. Bei Gabe von Tenofovir sind aber erhöhte Wirkspiegel und ggf. Toxizität zu beachten, wenn Tenofovir zusammen mit Ledispavir/ Sofosbuvir gleichzeitig gemeinsam mit einem Ritonavir geboosterten Proteasehemmer, Elvitegravir, Cobicistat oder Emtricitabine eingenommen wird (www.hep-druginteractions.org).

[Bei HBsAg-Trägern wird parallel zur DAA-Therapie die gleichzeitige Gabe von Nukleos(t)idanaloga (Entecavir oder Tenofovir) empfohlen (EK) [J Hepatol et al. 2017]. Bei Anti-HBc-positiven/HBsAg-negativen Patienten sollten Kontrollen der Transaminasen alle 4 Wochen erfolgen und bei einer Erhöhung die HBV-DNA kontrolliert werden (EK) [Pockros, PJ et al. 2017]. Am Ende der DAA-Therapie kann die HBV-DNA gemessen werden (EK).

Bei einem Transaminasen-Anstieg eines HBsAg-positiven Patienten unter einer DAA-Therapie sollte die HBV-DNA gemessen werden (EK). Die antivirale HBV-Prophylaxe sollte bei HBsAgpositiven Patienten bis 12 Wochen nach Ende der DAA-Therapie eingenommen werden (EK) [J Hepatol et al. 2017].]*

* Die in eckigen Klammern dargestellten Textpassagen enthalten weiterführende Hinweise, die zum Zeitpunkt der Leitlinienerstellung und Abstimmung mittels Delphi-Runden noch nicht verfügbar waren. Eine Aktualisierung der Leitlinie als Addendum zur Therapie der HCV-Infektion ist für das Jahr 2018 geplant.

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