Erläuterungen
Hintergrund
Aufgrund vergleichbarer Ansprechraten in den Zulassungsstudien gelten für HIV/HCV-ko-infizierte Patienten dieselben Therapieempfehlungen wie für HCV-mono-Infizierte (siehe dort). Alle bisher zugelassenen DAAs sind – wenn auch in kleinerem Ausmaß – in ko-infizierten Patienten hinsichtlich Effektivität und Sicherheit evaluiert worden.
Die Fixdosiskombination aus Sofosbuvir/Ledipasvir (SOF/LDV) ist in der ERADICATE und der ION-4 Studie untersucht worden. In ERADICATE wurden 50 ko-infizierte, therapie-naive GT-1-Patienten ohne Zirrhose für 12 Wochen behandelt (II) [Osinusi, A et al. 2015]. Die SVR12 betrug 98 %; signifikante renale Toxizität trat nicht auf. In der größeren ION-4 Studie (n = 335) wurden ebenfalls 12 Wochen SOF/ LDV gegeben, hier waren allerdings auch GT-1- und -4-Patienten mit Zirrhose (20 %) und vorherigem Therapieversagen (55 %) eingeschlossen (II) [Naggie, S et al. 2015]. Die SVR12 erreichte im Mittel 96 % (94 % in Zirrhotikern und 97 % in vorherigen Therapieversagern). Therapieabbrüche aufgrund Unverträglichkeit gab es nicht. Bei 4 Patienten mit gleichzeitiger Einnahme von Tenofovir (TDF) stieg allerdings das Kreatinin um mehr als 0,4mg/dL: 2 Patienten behielten TDF bei, ein Patient reduzierte TDF, ein Patient beendete TDF. Daten zu einer verkürzten 8-Wochen-Therapie mit SOF/LDV gibt es zurzeit für ko-infizierte Patienten nicht, daher kann hierfür aktuell keine Empfehlung ausgesprochen werden.
Sofosbuvir plus gewichtsadaptiertes Ribavirin ist bei ko-infizierten, therapie-naiven und therapie-erfahrenen Patienten mit den Genotypen 1 – 4 in den PHOTON-1 und -2 Studien untersucht worden; dabei waren auch Patienten mit dekompensierter Zirrhose (15 %) erlaubt (I) [Sulkowski, MS et al. ], [Molina, JM et al. 2015] , [Santana, Jorge et al. 2015/04/16]. Die Therapiedauer betrug 12 bzw. 24 Wochen in Abhängigkeit von GT und Vorliegen einer Zirrhose. SVR12 war am niedrigsten bei den Genotyp-1a-infizierten Patienten mit Zirrhose (79 %) und den therapie-erfahrenen Patienten (65 %) mit Genotyp 3. Die Kombination aus SOF mit Ribavirin sollte daher vornehmlich bei GT-2-Patienten zum Einsatz kommen.
Die Kombination aus Sofosbuvir und Simeprevir ist bisher in sehr kleinen Studien bei nur wenigen HIV-HCV infizierten Patienten untersucht worden. Die Kombination zeigt aber auch bei HIVHCV infizierten Patienten hohe Ansprechraten (III), (z. B. 92 % in) [Del Bello DP, Bichoupan K, Yalamanchili R et al. 2014].
In der ALLY-2-Studie sind 12 Wochen Therapie mit Sofosbuvir und Daclatasvir in ko-infizierten GT-1 – 4-Patienten untersucht worden, dabei waren 14 % Zirrhotiker, 151 therapie-naive und 52 therapie-erfahrene Patienten [Del Bello DP, Bichoupan K, Yalamanchili R et al. 2014]. Therapie-naive Patienten wurden 2:1 in einen 12- bzw. 8-Wochen-Therapiearm randomisiert. Im 12-Wochen-Arm war die SVR12 97 %, im 8-Wochen-Arm lediglich 76 %; vermutlich weil hier die Daclatasvir-Dosis bei Patienten mit gleichzeitiger Einnahme von Darunavir auf 30mg täglich reduziert worden war, um befürchtete ungünstige Medikamenteninteraktionen zu vermeiden.
Die Dreifach-Therapie aus Ritonavir-geboostertem Paritaprevir, Ombitasvir und Dasabuvir (PrOD) ist in der Phase-II-TURQUOISE-1-Studie bei therapie-naiven (n = 42) und -erfahrenen (n = 21) Patienten mit HCV-Genotyp-1-Ko-Infektion untersucht worden [Sulkowski, MS et al. ]. 12 Patienten hatten eine Leberzirrhose. Die Patienten wurden randomisiert zu 12 oder 24Wochen PrOD plus gewichtsadaptiertes RBV. Die SVR12 betrug im 12-Wochen-Arm 93,5 %, im 24-Wochen-Arm 90,6 %, ohne dass Therapieabbrüche infolge von Unverträglichkeit berichtet wurden.
Die Fixdosiskombination aus Grazoprevir und Elbasvir ist in der C-EDGE-Studie untersucht worden [Rockstroh, JK et al. 2015]. 218 therapie-naive ko-infizierte Patienten mit den Genotypen 1, 4 oder 6, davon 16 % mit Zirrhose, wurden in die Studie rekrutiert. HIV-Proteasehemmer waren nicht erlaubt. Die SVR12 erreichte 93,1 % und bei Therapiebeginn vorhandene Resistenz-assoziierte Varianten hatten keinen signifikanten Einfluss auf den späteren Therapie-Erfolg. Für ko-infizierte Patienten, die mit den HCV-Genotypen 5 und 6 infiziert sind, gelten dieselben Empfehlungen wie für mono-infizierte Patienten.
Nach Therapieversagen einer DAA-basierten Therapie wird bei ko-infizierten Patienten eine Re-Therapie nach den gleichen Kriterien wie bei HCV-Mono-Infizierten empfohlen.