Hintergrundtext
Akute Hepatitis C
Eine akute Hepatitis C unterscheidet sich klinisch nicht wesentlich von einer akuten Hepatitis A oder B. Sie wird im Kindes- und Jugendalter nur in Ausnahmefällen diagnostiziert. Zur Vorgehensweise sollte man sich am Behandlungsplan für Erwachsene orientieren. (vgl. Kapitel AG4)
Chronische Hepatitis C
Epidemiologie
Es ist nicht genau bekannt, wie viele Kinder und Jugendliche in Deutschland an einer chronischen Hepatitis C leiden. Die Prävalenz liegt aber sicherlich unter 0,1 % [Gerner, P et al. 2006] , [Schreier, E. et al. 2001]. Bei Erwachsenen sind 0,4 % der Einwohner Anti-HCV-positiv. Der wesentliche Übertragungsweg ist die vertikale Transmission, da die parenterale Infektion nahezu keine Rolle mehr spielt [Bortolotti, F et al. 2007]. Bei Jugendlichen können auch der intravenöse Drogengebrauch und Sexualkontakte eine Rolle spielen. Eine vertikale Übertragung kommt bei durchschnittlich 1 – 6 % der Kinder HCV-RNA-positiver Mütter vor. Eine hochgradige Virämie zur Zeit der Entbindung und eine HIV-Infektion sind disponierende Faktoren (IIc) [England, K et al. 2006], [Davison, SM et al. 2006], [Polywka, S et al. 1999].
Klinische Befunde und Verlauf
Die Diagnose wird bei den Patienten entweder in der Beobachtungsphase bei einer bekannt HCV-infizierten Mutter oder zufällig gestellt. Der klinische Verlauf ist in der Regel unauffällig und ohne ausgeprägte klinische Symptomatik. Klinisch können Abgeschlagenheit, rasche Ermüdbarkeit, Inappetenz, Völlegefühl und gelegentlich Oberbauchbeschwerden bestehen. Extrahepatische Manifestationen wie Glomerulonephritis, Kryoglobulinämie, Arthritis wurden beschrieben. Die histologisch nachweisbare entzündliche Aktivität und die histopathologischen Leberbefunde sind bei Kindern weniger stark ausgeprägt als bei Erwachsenen. Die Leberzirrhose bis zum Erreichen des Erwachsenenalters dürfte 10 % kaum überschreiten [Bortolotti, F et al. 2004], [Broide, E et al. 2006], [Goodman, ZD et al. 2008], [Rerksuppaphol, S et al. 2004]. Es gibt aber Patienten mit progredienten Verläufen, bei denen in Einzelfällen bei konsekutiver Leberzirrhose eine Lebertransplantation indiziert ist [Barshes, NR et al. 2006], [Bortolotti, F et al. 2005], [Rumbo, C et al. 2006]. Die Serumtransaminasen sind häufig im Normbereich, können aber auch deutlich erhöht sein oder einen undulierenden Verlauf zeigen. Da die vertikale Infektion bei den Kindern noch in der Phase eines unreiferen Immunsystems erfolgt, ist die Spontanelimination des Virus nur in geringem Maße zu erwarten. Trotzdem sind Spontaneliminationen des Virus möglich und liegen in den ersten 3 bis 5 Lebensjahren zwischen 6 und 20 % (IIIb) [Broide, E et al. 2006], [Iorio, R et al. 2005], [Zuccotti, GV et al. 2004], [Bortolotti, F et al. 2008].