Welche Diagnostik bezüglich einer SARS-CoV-2 Infektion sollte beim Empfänger vor Lebertransplantation durchgeführt werden?

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Hintergrund

Bei steigender und/oder hoher Prävalenz von SARS-CoV-2-Infektionen in der Allgemeinbevölkerung werden derzeit alle Patienten vor Notfall- oder elektiven chirurgischen Eingriffen einer Routinetestung auf SARS-CoV-2 mittels Antigen- und/oder PCR-Test unterzogen. Gemäß den aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) soll Untersuchungsmaterial aus den oberen Atemwegen (Rachen- und Nasenabstrich) und, wenn möglich und klinisch geboten, aus den tiefen Atemwegen gewonnen werden (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html).

Vor dem Hintergrund der weit verfügbaren, hocheffektiven Impfungen gegen SARS-CoV-2 muss der bisherige Reflex, asymptomatische SARS-CoV-2 positiv getestete Patienten nicht zu transplantieren, überdacht werden. Zwar ist die Impfantwort bei Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen schlechter als bei Leber-gesunden Probanden [Thuluvath, PJ et al. 2021] , [Ruether, DF et al. 2022] doch zumindest nach erfolgreicher Booster-Impfung treten bei Patienten mit Leberzirrhose oder auch nach Lebertransplantation nur sehr selten schwere Verläufe einer COVID-19 Erkrankung auf [Moon, AM et al. 2022] . Zwar sollte man bei Nachweis einer SARS-CoV-2 Infektion den potentiellen Empfänger in den meisten Fällen als “nicht transplantabel” melden (aufgrund der Notwendigkeit der Isolation und des potentiellen Risikos für eine später manifeste COVID-19 Erkrankung, siehe auch Empfehlung in Kapitel: Wie ist bei einem Nachweis einer SARS-CoV-2 Infektion bei Patienten auf der Warteliste zu verfahren?), doch unter Beachtung der individuellen Faktoren, d.h. derzeit vorherrschende SARS-CoV-2 Variante, Impfstatus des Empfängers, potentielle Risikofaktoren für einen schweren Verlauf (z.B. Adipositas, begleitende Lungenerkrankung) und Dringlichkeit der Transplantation (z.B. akutes Leberversagen) kann unter strenger Risiko-Nutzen-Abwägung bei einem asymptomatischen Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion eine Lebertransplantation erfolgen [Rouphael, C et al. 2021] . Vor der Transplantation kann in solchen Einzelfällen eine Computertomographie des Thorax zur Beurteilung des Vorliegens möglicher Infiltrate erfolgen. Die Möglichkeit einer Therapie sollte bei Nachweis einer SARS-CoV-2 Infektion bedacht werden (siehe Empfehlungen in Kapitel: Wie ist bei einem Nachweis einer SARS-CoV-2 Infektion bei Patienten auf der Warteliste zu verfahren? und Empfehlungen in Kapitel: Wie ist die SARS-CoV-2 Infektion und die COVID-19 Erkrankung von Patienten auf der Lebertransplantationswarteliste zu behandeln?).

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